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Bock, Christine
Foto: unbekannter Fotograf
Aufn.-Nr.: wdb_per_0000031
Fotorechte: unbekannter Künstler
Freier Zugang - Rechte vorbehalten
Künstler-Datensatz wdb_00000031
Alternative Namensform: Bock Von Lennep, ChristineBasic data: * 17.03.1941 in Dresden, † 1989 in DresdenKeywords: Malerei, Zeichnung
Bildrechte: Erb:innenPlace and time of activity:Tätig in Dresden
Nachweisland: DeutschlandEducation:- Messe/Ausstellungsgestaltung/ Malerei und Grafik
<ul> <li>Geboren am 17. März 1941 in Dresden</li> <li>Lehre als Plakatmaler</li> <li>Weiterbildung zur Messe-Ausstellungsgestalterin</li> <li>1987 Typografische Arbeiten</li> <li>seit 1988 freischaffende Maler und Grafikerin</li> <li>Freitod am 23. Mai 1989</li> </ul>
Aus dem Nachlass
<p>„Entfremdung“ von Ingeborg Bachmann</p> <p>In den Bäumen kann ich keine Bäume mehr sehen.<br /> Die Äste haben nicht die Blätter, die sie in den Wind halten.<br /> Die Früchte sind süß, aber ohne Liebe.<br /> Sie sättigen nicht einmal<br /> was soll nur werden?<br /> Vor meinen Augen flieht der Wald<br /> vor meinen Ohren schließen die Vögel den Mund,<br /> für mich wird keine Wiese zum Bett.<br /> Ich bin satt vor der Zeit und hungre nach ihr<br /> was soll nur werden?<br /> Auf den Bergen werden nachts die Feuer brennen.<br /> Soll ich mich aufmachen, mich allein zu nähern?<br /> Ich kann in keinem Weg mehr einen Weg sehen.</p>
Nachruf
<p>Dresden- Loschwitzer Friedhof, den 01. Juni 1989</p> <p>Von Christine Abschied zu nehmen, heißt auch sich ihrer Kraft zu erinnern.<br /> Kein Gewerk war ihr fremd, oft Planer, Meister und Geselle in einer Person,<br /> gestaltete sie unseren Lebensraum, dennoch und wissend um das Chaos und die Gefährdung in der Welt.<br /> Wenige Wochen vor ihrem Tod pflanzten wir ein Bäumchen, sahen es im Geiste<br /> wachsen. Doch in ihr, bereits vom Gedanken überschattet- ließe sie früher als wir vom Leben, dann nur kurze Zeit vor unser aller Ende.<br /> An jeglichen Fortschritt zweifelnd und verzweifelnd, schmerzte sie die maßlose<br /> Gier, ohne die Sicht auf die Lebensfähigkeit zukünftiger Generationen. Heute alles haben zu wollen und unsere Welt in eine ökologische Wüste zu verwandeln.<br /> Ja, sie litt an der Welt, an der Unfähigkeit in Frieden und Liebe zu leben, lernen aus der Geschichte, für sie eine leere Formel, angesichts von Destruktion, Mord und<br /> Hass in der Welt.<br /> So mögen ihre Bilder auch Gleichnisse sein. Sie umkreisen immer wieder Verhältnisse von Stabilität und Chaos, Ruhe und Bewegung, Stille und Hektik. Doch bei allen ihren bildkünstlerischen Halteseilen brechen nach und nach<br /> Beunruhigung und Instabilität in ihre Hoffnung ein.<br /> Christines Weg in ihren selbstgewählten Tod, war nicht ein davonschleichen, voran ging ein Kampf um die Sinnfrage ihres Lebens und in der Stunde höchster Not schreibt sie am 23. Mai 1989: „Liebster, ich kann nicht mehr, was hilft es dem Menschen wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele.“<br /> Adieu- Christine.</p>
Brief
<p>Essen, den 16. Juni 1989</p> <p>Lieber Dieter,</p> <p>wir haben Deinen traurigen schlimmen Brief erhalten, heute, ich habe ihn nach dem Öffnen Irmgard vorgelesen. So haben wir zusammen von Christines Tod<br /> erfahren und konnten uns aneinander festhalten. Und wir haben uns gefragt,<br /> woran hältst Du Dich fest?<br /> Jetzt machen wir uns Vorwürfe, daß wir die zwanzig Tage zwischen ihrem Brief und ihrem Tod nicht genutzt haben ihr nahe zu sein. Aber es ist ja das Schlimme, manche erleben viel, fast zu viel, atemlos viel und andere wenig. Diejenigen, die sich langsam vom Leben abwenden, erleichtern uns die Trennung mehr und mehr und ziehen sich in ihren eigenen Raum zurück und versperren die Zugänge. Sie vermitteln uns, niemand könne ihnen helfen. Davor liegt noch ein Aufbegehren, dann schließlich immer stiller, begeben sie sich hinaus und verlassen uns.<br /> Irgendetwas, entscheidendes sind wir Christine schuldig geblieben. Sie zeigt,<br /> daß nichts glatt geht, nicht alles zu machen ist, nicht weil man sich weigert, sondern weil es vielleicht nicht die Liebe war, die sie hätte verwandeln können.<br /> Einzelne Liebende wie Du und wir, finden nur bestimmte Schneisen und die<br /> Welt produziert mehr Ausgeschlossene als Geliebte.<br /> Wie sagte Christine: „... diese gespaltene Welt ist auch so ein wunder Punkt“.<br /> Vielleicht, wir wissen nicht, bist Du im trauern ungeübt. Du hast Arbeit, Aufgaben,<br /> Verpflichtungen. Das ist gut. Hoffentlich hast Du Freunde, das ist besser. Solche, die sich einen Tag und eine Nacht zu Dir setzen wie bei Hiob.<br /> Wir wünschen Dir, die Trauer möge Dich von Zeit zu Zeit ereilen. Denn Trauer<br /> ist warm, Leere ist kalt.</p> <p>Irmi und Dieter</p>
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